Admonter Kalbling & Riffelspitz

2.196m, 2.106m | Gesäuse, Steiermark

Die Parade-Tour im Nationalpark Gesäuse


Das Gesäuse ist einer von nur sechs Nationalparks in Österreich und besticht durch schroffe Felsen, unbändiges Wasser, lange und anspruchsvolle Touren und viele entlegene Winkel, die dem Besucher jede Menge Ruhe geben. Einer der Xeis-Hotspots ist der Bereich um den Admonter Kalbling, da er in nur zwei Stunden erwandert werden kann und von der Schwierigkeit nicht auf dem Niveau wie Hochtor oder Großer Buchstein ist. An schönen Tagen kann es um die Oberst-Klinke-Hütte schon recht voll werden, ein Aufstieg auf diesen mächtigen Berg, bestehend aus Wetterstein-Dolomit, ist aber ein „must-do“, wenn man dem Xeis einen Besuch abstattet.

Schon länger steht der „Kaibling“ auf meiner Wunschliste, ich habe mich aber immer geweigert ihn am Wochenende anzugehen, einfach um den Massen an Besuchern aus dem Weg zu gehen. Ende Oktober nutzten Jasmin und ich die Hochwetterlage und nahmen den dritthöchsten Gipfel der Admonter-Reichenstein-Gruppe ins Visier. Über Trieben und die Kaiserau ist die Oberst-Klinke-Hütte über eine Mautstraße erreichbar. Diese schließt, je nach Wetter-/Schneelage, Anfang November – an schönen Tagen kann sich das aber auch nach hinten verschieben. Für die Auffahrt zum Ausgangspunkt einiger Touren in diesem Gebiet werden 8€ eingehoben.

Für Jasmin und mich geht’s am vorletzten Oktobertag um kurz vor halb 8 Uhr los. Wir sind die ersten, die sich auf den Weg in Richtung Kalblinggatterl machen und dort bestaunen dürfen, wie die aufgehende Sonne die Nordwand des Kalbling in einem satten Orange erstrahlen lässt. Wohlwissend, dass sich mir an diesem Tag viele schöne Motive bieten werden, ist auch meine Spiegelreflexkamera mit, was den Aufstieg etwas verzögert – aber Zeit ist am Berg ja relativ. Nach einer halben Stunde wird der Weg felsiger und stellenweise auch abschüssiger. Von hier bis zur Einsattelung zwischen Riffel und Kalbling sollte man seine Schritte mit Bedacht setzen, denn oftmals geht es über recht loses Geröll, wo ein Ausrutscher wenig ratsam wäre.

Wir gewinnen rasch an Höhe und kraxeln über das weiße Gestein in Richtung der Nordwand, unter welcher wir dann den Berg queren. Hier starten auch einige Kletterrouten, wir sollten aber erst im Abstieg einige Kletterer zu Gesicht bekommen. Auf einer Höhe von knapp 1.800 Metern dreht der Wanderweg 655 gen Westen und verläuft genau unterhalb des massiven Gipfelaufbaus des Kalblings. Mit Fortdauer der Querung dreht der Weg dann in Richtung Norden und es wird schattig, es bleibt aber für die Jahreszeit angenehm warm. Kurz bevor wir die Abzweigung zum Gipfel erreichen gibt es ein, zwei Stellen, wo man konzentriert sein sollte. Es ist zwar genügend Platz vorhanden, dennoch fällt der Hang sehr steil ab – en Sturz würde hier wohl tödlich enden. Etwas mehr als 1 1/4 Stunden sind Jasmin und ich unterwegs, als wir rechts abbiegen und die letzten 250 Höhenmeter in Angriff nehmen. Der Weg schlängelt sich in Serpentinen recht steil empor und nach knapp 200 Höhenmetern kommen wir auf dem großzügigen Plateau zwischen Kalbling und Sparafeld an. Von hier sind es nur mehr wenige Minuten bis zum Gipfel, die wir wieder in der prallen Sonne hinter uns bringen. Keine zwei Stunden sind vergangen, als wir mutterseelenalleine den Gipfel des Admonter Kalbling erreichen und die grandiose Fernsicht an diesem Tag genießen. Mit 2.196 Metern ist der Kalbling nach dem Reichenstein (2.251m) und dem Sparafeld (2.247m) der dritthöchste Berg dieser Xeis-Gruppe – wohl aber der am meist besuchte! Nicht so an diesem Tag – zwar finden nach uns einige Wanderer den Weg in die Reichensteingruppe, aber kein Vergleich zu den Hochzeiten im Sommer. Bemerkenswert: genau genommen zählt der Gipfel des Kalblings gar nicht zum Nationalpark, die westliche Grenze verläuft am Gipfel des Sparafelds, im Osten bildet das steirische Matterhorn, der Lugauer, die natürliche Grenze. Im Norden endet der jüngste Nationalpark der Alpenrepublik „hinter“ dem Kleinen Buchstein und der Tieflimauer.

Wir legen eine ausgedehnte Pause ein, überlegen kurz, ob wir das Sparafeld auch noch mitnehmen wollen, entscheiden uns aber aufgrund nachmittäglicher Termine recht schnell dagegen. Den Riffelspitz nehmen wir aber in Angriff – das stand schon vor unserem Abmarsch fest. Aber zuerst gab es die verdiente Gipfelrast mit einem eindrucksvollen Panorama: im Norden die Haller Mauern, im Westen Dachstein und Grimming, Richtung Süden die Wölzer, Rottenmanner und Seckauer Tauern. Unzählige Gipfel und jede Menge zukünftiger Ziele sind auszumachen. Jasmins und meine Liste wächst mit jeder Sekunde an…

Nach einer guten halben Stunde machen wir uns wieder auf den Weg zur vorhin besagter Weggabelung, vor welcher wir aber den erkennbaren Wegspuren zum Riffelspitz folgen. Auch hier begleiten uns traumhafte Blicke, nun sind vor allem die Hochtorgruppe und der Stock mit Großen Buchstein und St. Gallener Spitze sehr präsent, Weiter „draußen“ ist auch der markante Tamischbachturm zu erkennen – ein echter Hatscher, der aber sehr lohnenswert sein soll. Von der Abzweigung zum 2.106 Meter hohen Riffelspitz sind es nur um die 100 Höhenmeter, diese sind nach einer entspannten Pause jedoch etwas „nervig“. Am Gipfel werden wir mit einer herrlichen Aussicht entschädigt und können nun auch auf den wuchtigen Rücken des Kalbling blicken. Eine kurze Fotopause und schon machen wir uns wieder auf den Weg zur Klinke-Hütte. Dafür folgen wir unserem Aufstiegsweg – vom Riffel gäbe es allerdings auch noch die Variante über den Kreuzkogel abzusteigen. Dort gibt es einige versicherte Stellen, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind Voraussetzung.

Im Abstieg kommen uns nun einige Wanderer entgegen, darunter sind auch jede Menge Kinder. Auch wenn der Kalbling mit „rot“ also „mittel“ markiert ist, würde ich nicht unbedingt mit Kleinkindern dort umherwandern. Das Terrain ist stellenweise dann doch gefährlich, aber das muss am Ende jeder selbst einschätzen und für sich entscheiden. Keine Stunde ist vergangen, als wir nach unserem Abmarsch vom Riffelspitz wieder am Kalblinggatterl ankommen und nochmals einen Blick auf den fast schon monströs wirkenden Kalbling werfen. Um halb zwölf verlassen wir den nun bereits sehr gut gefüllten Parkplatz der Klinke Hütte. Mit im Gepäck sind jede Menge besonderer Eindrücke einer echten Parade-Tour, die man, mit etwas Bergerfahrung, in vollen Zügen genießen kann.

Infobox
Start - Ziel:Parkplatz Oberst-Klinke-Hütte
Höhenmeter:830
Distanz (km):6,8
Gehzeit (exkl. Pausen):3-4,5h
GPX-File Download:Link

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