2.424m | Schladminger Tauern, Steiermark
Gipfelsieg im tiefsten Etrachtal
In den Schladminger Tauern finden sich viele prominente Gipfel – angefangen von der Hochwildstelle, über den Großen Knallstein, bis hin zur höchsten Erhebung dieses Gebirgszugs, den 2.862 Meter hohen Hochgolling. Eher unbekannt und verlassen wirken die Gipfel, die etwas weiter südlich und in Richtung Grenze zum Lungau liegen, darunter auch ein Ziel, welches ich schon sehr lange auf meiner Wunschliste hatte – das Bauleiteck.
Noch die Tour auf den Talkenschrein in den Beinen, klingelt der Wecker erneut um 4:30 Uhr und ich frage mich wieder einmal: „Und warum machst du das jetzt eigentlich?“. Richie, Flo und ich machen uns um halb 6 Uhr auf den Weg in Richtung Etrachsee, der in einer guten Stunde erreichbar ist. Zwischen den Orten Krakaudorf und Krakauebene geht es rechts auf einer asphaltierten Straße bis zum schön gelegenen See, von welchem man einen traumhaften Blick auf den Dürrnberg hat. Noch nicht einmal 6:45 Uhr, und wir machen uns auf den Weg in Richtung Rudolf-Schober-Hütte, zu der es zirka 300 Höhenmeter sind. Entlang des Seeufers und später über einen mäßig ansteigenden Forstweg durch den Wald – die letzten Meter bis zur Hütte werden dann schon etwas steiler.
Wir pausieren nur kurz und folgen der Beschilderung zum Bauleiteck (Weg 794). Auf diesem Weg kann man auch zu den beiden Wildenkarseen wandern, den Unteren Wildenkarsee sollten wir im Abstieg noch einen Besuch abstatten. Durch immer lichter werdendes Waldgelände steigen wir auf und biegen östlich des Unteren Wildenkarsees rechts ab und legen die nächsten Höhenmeter auf einem steinigen, abschnittsweise sehr schottrigen und steilen Anstieg zurück. Hier ist bei Nässe höchste Vorsicht geboten, aber auch so sollte man in diesem Abschnitt konzentriert sein – um die 150 Höhenmeter legen wir zurück, ehe wir auf einem traumhaft schönen Aussichtspunkt unseren Durst stillen. Im Osten gibt es einen schönen Blick zum Süßleiteck und zur Grafenalm, im Westen sind Flederweißspitz und die Steinkarspitze sehr präsent. Auch den Oberen Wildenkarsee können wir von hier aus schon ausmachen. Das Ziel haben wir zu diesem Zeitpunkt schon regelmäßig im Blick, in etwa eine Stunde und etwas mehr als 300 Höhenmeter liegen noch vor uns. Zuerst geht es über Blockwerk einige Kuppen hinauf, ehe wir den recht langen Grat erreichen und schon etwas entspannter in Richtung Gipfelkreuz wandern. Natürlich zieht es 10 Minuten vor unserem Eintreffen am Gipfel zu, aber egal, bis hierher hatten wir absolut gutes Bergwetter.
Nach insgesamt knapp 3,5 Stunden ist es geschafft und ich stehe auf einem Gipfel, der mich schon sehr lange interessiert hat. Immer wieder lichtet sich die Bewölkung und gibt kurze Blicke in die umliegende Bergwelt frei: Seekarspitze, Gjoadeck, Dachleiteck und Rupptrechtseck, um nur einige zu nennen. Ich bin mir auch fast sicher, dass wir kurze Blicke auf den Preber und den höchsten Berg des Bezirks Murau, das 2.742 Meter hohe Roteck, werfen können. Mehr als eine Stunde verbringen wir vollkommen alleine auf dem Bauleiteck und genießen dabei eine exzellente Speckjause. Natürlich gehört zu einer Bergtour mit Richie und Florian auch ein Gipfelbier, allerdings nur für die beiden. Um 11 Uhr machen wir uns wieder auf den Rückweg, 50 Höhenmeter unter dem Gipfel verschwindet auch der Nebel wieder und je weiter wir nach unten kommen, umso sonniger wird es am Gipfel – eigentlich eh typisch. Da meine beiden Bergkameraden nicht weniger als sechs „Elektrolytgetränke“ der Marke Gösser mit auf den Berg getragen haben und diese natürlich nicht wieder mit nach unten nehmen wollten, legen wir im Abstieg noch zwei Bierpausen ein. Eine kurz vor der vorhin erwähnten schottrigen Steilstufe – dort kann ich auch einige wunderschöne Luftaufnahmen einfangen – und eine am Ufer des Unteren Wildenkarsees.
Zuletzt stoßen wir dann noch bei der Rudolf-Schober-Hütte auf eine gelungene Tour an, müssen jedoch während Suppe und Frankfurter in die Hütte flüchten, weil der Regen, wie vorausgesagt, zwischen 13 und 14 Uhr eintrifft. Der Regenguss ist aber schnell vorbei, für uns geht es nach einem angenehmen Hüttenaufenthalt, entlang des nun etwas angewachsenen Etrachbaches, zurück in Richtung Parkplatz. Nach insgesamt 8,5 Stunden beenden wir diese äußert lohnende und ruhige Tour in den Schladminger Tauern.
Im Vergleich zu vielen anderen Tälern der „Schladminger“ wirkt diese Gegend eher verlassen, auch das Gipfelbuch des Bauleiteck ist nur spärlich gefüllt. Der Aufstieg zum 2.424 Meter hohen Gipfel erfordert Kondition und Trittsicherheit – gerade auf den letzten Metern, wo es oftmals am Grat entlang geht, sollte man genau schauen wo man hintritt. Belohnt wird man mit einem wirklich schönen Gipfelkreuz, mit einer noch sehr „rohen“ Landschaft und vollkommener Ruhe – genau das richtige, wenn man an den Wochenenden Abstand zum Alltagstrubel sucht.
Infobox | |
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Start - Ziel: | Parkplatz Etrachsee |
Höhenmeter: | 1075 |
Distanz (km): | 13,5 |
Gehzeit (exkl. Pausen): | 4-6h |
GPX-File Download: | Link |
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