1.608m | Jotunheimen, Innlandet/Norwegen
Erste Reihe fußfrei auf Jotunheimens „Riesen“
Norwegen – für mich ein sehr spezielles Fleckchen Erde. Als kleines Kind schaute ich mir mit meinem Großvater für unzählige Stunden die Dias seiner Reisen nach Skandinavien an. Immer im Kopf: „Ich will da auch Mal rauf und diese Orte besuchen“. Zuletzt waren wir Ende 2018 in Südnorwegen, nun ging es für uns endlich zurück in das Königreich hoch im Norden. Ein Fixpunkt war der Aufstieg auf das aussichtsreiche Bitihorn, ganz im Süden des Jotunheimen Nationalparks.
Unser zweiwöchiger Urlaub begann mit einem fünftägigen Aufenthalt in Bergen, wo wir uns abends immer einigen, etwas härteren, Konzerten hingaben. Danach folgte eine Woche am Land, zwischen Jotunheimen und dem Hardangervidda, Norwegens größten Nationalpark. Das Bitihorn selbst, seines Zeichens ein wunderschöner und markanter Aussichtspunkt ganz im Süden Jotunheimens, war als Fixpunkt für unseren „Landaufenthalt“ eingeplant und so ging es für Jacky und mich in einer Traumkulisse auf unsere erste Bergtour in Norwegen. Doch bevor wir zu dieser Tour starteten, gab es für mich noch einen traumhaften Sonnenaufgang auf dem Smørkollen, der direkt neben der Straße liegt und in nur wenigen Minuten bestiegen werden kann.
Von unserem Quartier im Wintersportort Beitostølen sind es nur wenige Minuten Fahrtzeit zum Ausgangspunkt unserer Tour. Direkt am „Riksvei 51“ gelegen befinden sich, von Beitostølen kommend, linkerhand ein großzügiger Parkplatz – genau gegenüber befindet sich ein kleines Samenlager. Der Parkplatz ist gebührenpflichtig: 60 NOK sind hier fällig. Diese zahlen Norweger mittels App, wer kein norwegischer Staatsbürger ist, kann die Gebühr aber auch in bar entrichten. Einfach ein dort vorhandenes Formular ausfüllen, das Original hinter die Windschutzscheibe legen und den Durchschlag samt Kuvert und Bezahlung einwerfen – schon kann die Tour losgehen.
Es handelt sich um eine recht beliebte und vielbegangene Tour, somit is der Weg immer gut ausgetreten und ersichtlich, noch dazu weisen auch rote Markierungen die Richtung zum Bitihorn. Gleich nach wenigen Minuten bietet sich uns ein erster traumhafter Blick in Richtung Bygdinsee und die dahinter aufragenden Gipfel – darunter die formschöne Spitze des 2.118 Meter hohen Øystre Tofinnstinden. Bei relativ geringer Steigung wandern wir südwestwärts, ehe wir bei einer Kreuzung links abbiegen und von nun an etwas mehr Höhenmeter machen. Der Weg führt durch steiniger werdendes Gelände an der Nordseite des Bitihorns herum – wir durchqueren ein Gatter und wandern weiterfolgend am Westhang unseres Tourenziels entlang. Zirka 250 Höhenmeter haben wir zurückgelegt, als der Weg merklich felsiger und auch steiler wird. Bei nassen Verhältnissen ist hier Vorsicht geboten aber auch so sollte man beim teils losen Gestein trittsicher sein. Wir sind noch recht alleine unterwegs, aber ein Rückblick auf den nun brechend gefüllten Parkplatz lässt erahnen, welche Menschenmassen sich später am Gipfel des Bitihorns tummeln werden. Wir erreichen die Spitze des 1.608 Meter hohen Aussichtsberges nach zirka zwei Stunden Aufstiegszeit. Unzählige Fotopausen haben unser Tempo dann doch etwas eingebremst. Am Gipfel selbst steht ein riesiger Silo und auch eine versperrte Hütte, die, so vermute ich, einer Stromgesellschaft gehört. Wie üblich für Norwegen ziert ein recht großes Steinmännchen den höchsten Punkt, Gipfelkreuze sucht man in diesen Breiten- und Längengraden vergeblich.
Die Aussicht ist, trotz teilweiser Bewölkung, atemberaubend. Minutenlang sitze ich vor meiner Karte und versuche so viele Gipfel wie möglich auszumachen. Der Galdhøpiggen, mit 2.469 Metern Nordwegens höchster Berg, liegt irgendwo im Norden, rundherum stehen in Jotunheimen (übersetzt im „Heim der Riesen“) viele verschneite 2.000er – eine wilde und schroffe Landschaft, die noch viel von ihrer Ursprünglichkeit behalten hat. Gleich erkennbar ist der nahe gelegene Mugnetinden, der auch auf meiner Liste stand, aufgrund des instabilen Wetters von uns leider unbestiegen blieb. Unzählige Gipfel, vermischt mit vielen Seen und im Tal die Wälder, aus denen hier und da ein paar Häuser rausblinzeln. Unvergessene Ausblicke und Momente, für welche Jacky und ich sehr dankbar sind. Vor dem großen Besucheransturm schaffe ich es auch noch einige Luftaufnahmen einzufangen, ehe wir uns über den Aufstiegsweg wieder zurück ins Tal begeben. Im Minutentakt sagen wir nun „Hej, Hej“, oftmals kommt aber ein eher skeptischer Blick zurück – das Publikum dürfte dann doch eher international gewesen sein.
Kurz vor dem Parkplatz marschieren wir noch etwas abseits des Weges und suchen uns ein windgeschütztes Plätzchen um die Landschaft einfach auf uns wirken zu lassen. Die Sonne hat den Kampf gegen die Wolken nun doch gewonnen und beschert uns einige angenehme Momente, in welchen man förmlich spürt, wie sich der Körper erholt und man alles um sich Präsentierende förmlich aufsaugt. Mehr als vier Stunden sind wir unterwegs, als wir wieder am Parkplatz ankommen und unsere erste Tour, bei welcher wir um die 550 Höhenmeter eingesammelt haben, in unserem geliebten Norwegen abschließen. Für uns geht es nun weiter in das 150 Kilometer entfernte Geilo, wo die nächste Tour auf uns wartet.
Infobox | |
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Start - Ziel: | gebührenpflichtiger Parkplatz am Riksvei 51 (gegenüber eines Samenlagers) |
Höhenmeter: | 550 |
Distanz (km): | 7,7 |
Gehzeit (exkl. Pausen): | 2,5-4h |
GPX-File Download: | Link |
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