2.448m, 2.395m, 2.159m, 1.982m | Rottenmanner Tauern, Steiermark
„Top of Murtal“ – die Bösenstein-Runde
Es ist die Parade-Runde des Murtals – kein Berg in dieser Region überragt den Großen Bösenstein, was ihm zu einem der beliebtesten Ziele für viele Wanderer und Bergenthusiasten macht. Somit kann es im Bereich rund um die Edelrautehütte und die beiden malerischen Scheibelseen auch mal „voller“ werden. Wir hatten Glück und erwischten einen äußerst ruhigen September-Samstag um unsere Bösenstein-Runde in Angriff zu nehmen.
Es ist Samstagmorgen, der zweite Tag der Airpower 2022 bricht an und wir machen uns sehr früh auf den Weg, um dem Ansturm der Massen noch aus dem Weg zu gehen. Auf dem Weg in Richtung Hohentauern kommen uns bereits unzählige Fahrzeuge entgegen, wir sind froh, dass an diesem Tag nur sehr wenige die Auffahrt zur Edelrautehütte nehmen. Als wir um kurz nach 7 Uhr morgens dort ankommen staunen wir nicht schlecht, als nicht einmal zehn Autos dort abgestellt sind – eine äußerst angenehme Überraschung, so früh am Morgen. Wichtig: die Auffahrt zur Edelrautehütte ist gebührenpflichtig und kostet 8€ die nur und ausschließlich (!) mittels Karte bezahlt werden können.
Gegen 7:15 Uhr brechen Jacky, Carina, Xenia und ich auf – vor uns liegt eine spannende 4-Gipfeltour, die uns zu aller erst auf das Hauseck führt. Der Weg dorthin ist natürlich ideal angeschrieben und auch markiert, ein Verlaufen ist also nur bei widrigsten Witterungsverhältnissen möglich. Von der Hütte bis zum 1.982 Meter hohen Hauseck ist es eine gemütliche, etwas mehr als 300 Höhenmeter beinhaltende Wanderung, die man in einer Stunde hinter sich gebracht hat. Wir sind noch relativ alleine unterwegs und können somit die schönen Ausblicke vom Gipfel des Hausecks in vollkommener Ruhe genießen. Ein Blick nach unten zeigt aber: es kommen dann doch ein paar Wanderer nach, somit geht es für uns in westlicher Richtung weiter. Nächstes Etappenziel ist eine Scharte auf zirka 2.150 Metern Seehöhe. Je näher man dieser kommt, umso steiniger und steiler wird der Weg, ausgesetzt ist es hier aber nicht. Eine relativ abschüssige und „sandige“ Stelle wurde mit zwei Eisenstangen etwas entschärft, Konzentration ist in diesem Bereich sicher angebracht. In der Scharte angekommen präsentiert sich unser Weiterweg in voller Pracht. Nach einer kurzen Trink- und Fotopause folgen wir dem Rücken und gewinnen rasch an Höhe. Wir sind auf zirka 2.250 Metern, als sich uns nun einige unschwierige Kraxelpassagen auftun – aber keine Sorge, die sind eher spannend als gefährlich – man befindet sich immer „im“ Fels und nie in wirklich exponiertem Gelände. Kurzweilig und abwechslungsreich führt der Weg über kleine Felsstufen, über Geländekanten und einen Kamin-artigen Felsspalt. Stets begleitet werden wir von einem wirklich traumhaften Panorama, welches wir nach etwas mehr als 2,5 Stunden Aufstieg am 2.448 Meter hohen Großen Bösenstein in vollen Zügen genießen.
Es ist sehr wenig los, somit entschließe ich mich auch ein paar Luftaufnahmen vom höchsten Punkt des Murtals aufzunehmen. Danach folgt eine ausgedehnte Jausenpause im Kreise meiner besten Bergfreunde. Egal ob Großer Priel und Spitzmauer, Dachtstein, Hochwildstelle, die Karawanken im Süden – sie alle zeigen sich heute von ihrer besten Seite und sind besser wie jedes Kino. So könnte eine angenehme Pause ewig andauern. Aber wir haben ja noch einiges vor uns, somit packen wir unsere Rucksäcke und machen uns auf den Weg in Richtung Kleiner Bösenstein. Dafür folgen wir dem Südwest-Grat und gelangen über steiniges, teilweise steiles Gelände hinunter in die Elendscharte. Wir könnten hier links abbiegen und wieder zurück zur besagten Scharte von vorhin wandern, doch das ist für uns keine Option. Bis zum Kleinen Bösenstein sind es um die 80 Höhenmeter, die wir relativ rasch hinter uns bringen und auf dem höchsten Punkt, der leider über kein Gipfelkreuz verfügt, kurz pausieren. Mit 2.395 Metern ist der Kleine Bruder nur einen Meter niedriger als der Zirbitzkogel, auch fehlen im nur zwei Meter auf den Seckauer Zinken. Er ist der sechsthöchste Gipfel des Murtals und einer von 92 Gipfeln, welche die 2.000er Marke knacken.
Wir folgen dem Langmannweg und steigen weiter über felsiges Terrain ab – auch hier ist es nie wirklich gefährlich, dennoch sollte man immer konzentriert unterwegs sein. Ab und an befinden sich lockere Steine am Weg, die recht schnell zu einer Rutschpartie führen können – einfach Zeit nehmen, Wandern ist und bleibt kein Wettbewerb. Ab zirka 2.200 Metern wird das Gehgelände etwas angenehmer und wir wandern genüsslich auf den Großen Hengst, unser viertes Gipfelziel, zu. Wir queren ein kleines Latschenfeld und bringen die wenigen Höhenmeter zum dritten Gipfelkreuz des Tages hinter uns. Am Bösenstein gab es nur wenige Wolken, die am Himmel tanzten, am Hengst muss man die blauen Stellen schon fast suchen. Für den Nachmittag ist Regen angesagt, somit verweilen wir nur kurz und steigen um kurz nach 13 Uhr in nordöstlicher Richtung ab. Vom Hengst führt ein teilweise recht ausgewaschener und ausgetretener Weg hinunter, auf zirka 1.740 Metern Seehöhe biegen wir scharf links ab und bringen die letzten Meter bis zur Edelrautehütte hinter uns, wo wir auf eine schon sehr lang angetragene Tour anstoßen.
Eine gefühlte Ewigkeit stand die Tour über die Bösensteine (oder Pölsensteine, wie sie in alten Karten bezeichnet werden) auf unserer Bergbuddies-Liste. Wir „durften“ sie nur zu dritt begehen – das gilt für einige wenige ausgewählte Touren, die wir unbedingt gemeinsam erleben wollen. Jedem, der ein spannendes Bergerlebnis in der Steiermark sucht, kann ich die Tour über vier Gipfel ans Herz legen. Ich will aber nochmals erwähnen, dass es stellenweise einige felsige Passagen gibt, wo man die Hände zur Hilfe nehmen sollte/muss. Wer damit ein Problem hat, sollte diese Tour meiden. Für Besucher, die vielleicht einige Tage in dieser Gegend verbringen, habe ich noch einen Tipp: unbedingt die Tour über den Gefrorenen See auf den viel weniger besuchten Dreistecken machen – es lohnt sich definitiv!
Infobox | |
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Start - Ziel: | Parkplatz Edelrautehütte |
Höhenmeter: | 900 |
Distanz (km): | 10,5 |
Gehzeit (exkl. Pausen): | 4,5-6h |
GPX-File Download: | Link |
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