1.823m | Totes Gebirge, Steiermark
Luftige Aussichtskanzel am Rande des Toten Gebirges
Eine gefühlte Ewigkeit ist es her, dass ich mit meinen beiden Bergbuddies, Carina und Xenia unterwegs war – die letzte gemeinsame Tour war die Bösenstein-Runde, im September 2022. Höchste Zeit, dass wir einen Berg unserer „to-do“-Liste unseren Tourenbüchern hinzufügen – das Objekt der Begierde? Der teils luftige aber äußerst aussichtsreiche Hochtausing, westlich vom Nazogl-Stock gelegen.
Exakt 288 Tage ist es her, als wir zusammen die vier Gipfel oberhalb der Edelrautehütte bezwingen konnten, heute verschiebt sich unser Tourengebiet etwas nordwestlich, an den Südrand des Toten Gebirges. Der großzügige Parkplatz in Schönmoos – von Wörschach mit dem Auto sehr gut zu erreichen – ist der Ausgangspunkt für unsere, von der Distanz betrachtet, eher kurze Tour, dennoch wird die Besteigung des Hochtausings noch einige Highlights liefern. Dessen sind wir uns sicher.
Es ist noch nicht einmal 8 Uhr morgens, als wir uns zu dritt auf den Weg machen und auf den ersten Metern der Forststraße entlang des Rödschitzbaches folgen. Beim ersten Wegweiser des Tages geht es für uns auf dem Wanderweg 219 weiter – diesem sollten wir bis zum Einstieg in den teils versicherten Steig auf den Hochtausing folgen. Abwechslungsreich durch schönes Waldgelände und dann wieder über Forststraßen legen wir bis zur Abzweigung knappe 300 Höhenmeter zurück. Der Wanderweg 219 würde hier geradeaus weiter in Richtung Hochmölbinghütte führen, von wo aus Klein- Mitter und Hochmölbing bestiegen werden können. Eine rund 20 Kilometer lange Tour mit zirka 1500 Höhenmetern, die wir uns für einen perfekten Herbsttag aber aufsparen wollen.
Wir halten uns also links und folgen dem Steig mit der Kennzahl 282 in teils südlicher und teils westlicher Richtung. Phasenweise geht es steil aufwärts, an manchen Stellen ist es auch recht luftig. Über teils sehr schmale Pfade windet sich der Steig Höhenmeter für Höhenmeter empor, gibt aber oft grandiose Ausblicke frei. Bereits sehr früh präsentieren sich die Gesäuseberge mit ihren markanten Formen. An manchen Stellen wurde der Steig mit einem Stahlseil versichert, ob man bereits hier ein Klettersteigset verwenden will muss jeder selbst entscheiden. Wir fühlten uns im Aufstieg auch ohne KS-Set sicher und legten unseres erst im Abstieg an – doch dazu etwas später. Auf zirka 1.650 Metern Seehöhe lichtet sich die Bewaldung und es geht über traumhaftes Gelände entlang des Grates in Richtung Gipfel. Eine etwas heiklere, aber auch seilversicherte Stelle steht noch zwischen uns und dem Gipfelsieg. Hier helfen aber Trittbügel aus – konzentriert sollte man aber definitiv sein, was aber eigentlich für den gesamten Steig der Hochtausing-Überschreitung gilt.
2,5 Stunden sind vergangen, als wir den Gipfel des 1.823 Meter hohen Berges, den ein kleines, aber feines Gipfelkreuz aus Metall ziert, erreichen. Achtung: an seiner Nordseite fällt der Hochtausing fast senkrecht ab! Beim Aufstellen für ein Foto mit dem Gipfelkreuz ist äußerste Vorsicht geboten. Wir suchen uns ein etwas angenehmeres Plätzchen um unsere Pause einzulegen und finden dieses auf einem etwas vorgelagertem, kleinem Plateau. Während wir unsere Jause verzehren, lassen wir das tolle Panorama auf uns wirken. Angefangen vom Hechlstein und dem Grimming, über die Vertreter der Rottenmanner Tauern samt Stein am Mandl über das Gesäuse – unzählige Gipfel sind auszumachen.
Nach einer ausgedehnten Pause machen wir uns schön langsam bereit für den Abstieg über den seilversicherten Toni-Steig, einen eher kurzen Klettersteig mit maximalem Schwierigkeitsgrad B/C. Zuerst steigen wir durch dichte Latschengassen ab, vorbei am Steigbuch bis zum „Einstieg“ in das seilversicherte Gelände. Der Steig selbst ist gut angelegt und es bieten sich einem eigentlich immer gute Trittmöglichkeiten. Zwei Leitern sind im oberen Teil abzuklettern, im Mittelstück folgt ein kurzer Felsaufschwung, der mit 2,3 Zügen gut bewältigbar ist. Durch einen kurzen Kamin und eine Querung erreichen wir nach zirka 25 Minuten Kraxelspaß den Ausstieg aus der Querung. KS-Set in den Rucksäcken verstaut wandern wir nun über den Weg 282a in Richtung Schneehitzalm. Kurz bevor das Gelände flacher wird, gibt es noch eine felsige Passage, die abgekraxelt werden muss – nur einmal kurz konzentrieren und schon haben wir auch die letzte „heiklere“ Stelle unserer Tour hinter uns gebracht.
Vorbei an der Schneehitzalm, wo heute das Weidevieh aufgetrieben wurde, treffen wir auf die Forststraße, die Schönmoos mit der Hochmölbinghütte verbindet. Den weiteren Rückweg bestreiten wir nun für einige Zeit über diesen angelegten Fahrweg, vorbei an der idyllischen Langpoltenalm, bis wir nach einiger Zeit wieder auf unseren Aufstiegsweg treffen. Im weiteren Abstieg folgen wir der direktesten Linie talwärts – diese ist nicht markiert, aber stets ersichtlich. Mittlerweile ist es 13:45, die Sonne lässt ihre Muskeln spielen und wir sind froh, beim Auto anzukommen und diese eindrucksvolle Tour abzuschließen.
Die Überschreitung des Hochtausings ist eine absolut empfehlenswerte Tour, allerdings setzt diese Trittsicherheit, an manchen Stellen Schwindelfreiheit und ein gewisses Maß an Erfahrung voraus. Auch wenn es am Ostanstieg nie schwieriger wie maximal UIAA 1+ bzw. B/C wird, sollte man konzentriert zur Sache gehen. Dann steht auch einem spannenden Bergerlebnis, am Südrand des Toten Gebirges, nichts im Wege.
Wer gerne bewegte Bilder zur nahezu identen Tour sehen möchte, dem kann ich das Video der Alpinfreunde ans Herz legen – den Link gibt’s HIER!
Infobox | |
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Start - Ziel: | Schönmoos |
Höhenmeter: | 750 |
Distanz (km): | 11 |
Gehzeit (exkl. Pausen): | 4-6h |
GPX-File Download: | Link |
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