215m | Kalsoy, Färöer Inseln
Sprachlos an James Bonds Ruhestätte
Es ist einer dieser Orte, der einem wirklich den Atem raubt, man stundenlang nur dasitzen kann und versucht, alles aufzusaugen und diesen Moment ewig festzuhalten. Das Kallur Lighthouse steht am Ende der kleinen Insel Kalsoy, welche nur mittels Fähre erreichbar ist. Tag 2 auf den Färöer Inseln war mit jeder Menge traumhafter Momente gefüllt.
Verbrachten wir den ersten vollen Tag noch auf den beiden größten Inseln Streymoy und Eysturoy, so ging es für uns weiter in den Norden, genauer gesagt auf die Inseln Borðoy, Viðoy und Kalsoy. Am Hinweg wählten wir die Route durch den 11,2 Kilometer langen Eysturoyartunnilin – den einzigen Unterwassertunnel, in welchem auch ein Kreisverkehr steht. An seiner tiefsten Stelle befindet man sich 189 Meter unter der Wasseroberfläche. Diese Stellen sind bei den 3 „subsea-tunnels“ auch farblich „gekennzeichnet“. Eine Fahrt durch den Eysturoyartunnilin ist aber nicht ganz billig: für Hin- und Rückfahrt sind 47€ fällig!
Auf dem Weg bis auf die Insel Viðoy geht es durch zwei einspurige, Ampel-geregelte und unbeleuchtete Tunnel – ein recht spannendes Erlebnis. Auf der Insel Viðoy gehts nördlich der kleinen Siedlung Viðareiði auf das Kap Enniberg, mit 754 Metern zählt es zu den höchsten Klippen der Welt. Für uns ging es aber nach einigen Fotostopps wieder zurück auf die Insel Borðoy, genauer gesagt nach Klaksvik, mit 5.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Faroes.
Dort befindet sich das Fährterminal auf die Insel Kalsoy – in einer 20-minütigen Überfahrt erreicht man die kleine Siedlung Syðradalur – eine von nur vier Ortschaften auf der Insel. Nicht mehr als 80 Menschen leben auf Kalsoy, wir fühlten uns teilweise wie Eindringlinge. Die nördlichste der vier Siedlungen ist Trøllanes, welche von Syðradalur in 20 Minuten erreicht werden kann. Nicht weniger als vier Tunnel wurden durch die Felsriesen zwischen den Siedlungen gebaut – erst seit 1986 ist Trøllanes mit dem Auto erreichbar.
Von dieser wirklich malerisch gelegenen Siedlung führt der Wanderweg in Richtung Kallur Lighthouse. Vom großzügigen Parkplatz ist der Weg in nördlicher Richtung immer gut ersichtlich, bei Nässe wird es aber eine ziemliche Schlammschlacht – gutes Schuhwerk ist unumgänglich. Nach entspannten 45 Minuten Gehzeit stehen wir am Abgrund vor dem Leuchtturm und können unser Glück kaum fassen. Keine Menschenseele ist hier, das Wetter spielt mit – ein Moment für die Ewigkeit. Wir sitzen einfach nur da, sind dankbar solche Momente gemeinsam erleben zu dürfen und lassen unsere Blicke in die weite Ferne schweifen. Um die 1,5 Stunden verweilen wir beim „Kallurin“, unzählige Aufnahmen füllen die Speicherkarten meiner Drohne und der Spiegelreflexkamera. Rückblickend gesehen waren es viel zu wenige, aber vielleicht bekommt man die erlebten Eindrücke sowieso nicht 1:1 auf ein Foto. Nur wenige Meter neben dem Leuchtturm steht seit kurzer Zeit ein Grabstein, im Andenken an James Bond – im letzten Teil der kultigen Filmreihe („Keine Zeit zu sterben“) ist genau hier jener Platz, in welcher die letzte Szene mit James Bond gedreht wurde. Für mich, als echten Bond-Fan, ein durchaus besonderer Platz. Es ist mittlerweile bereits 20:45 Ortszeit (die Färöer sind eine Stunde zurück), als wir uns wieder auf den Weg zurück zum Auto machen. Begleitet werden wir vom immer röter werdenden Licht der untergehenden Sonne, die uns noch einige wunderschöne Momente und Fotomotive beschert.
Unsere Fähre ging um 22:35 – diese fährt zwar nicht planmäßig, man kann bei der Fährgemeinschaft aber anrufen und sich diese späte Überfahrt sichern. Rückblickend war das die mit Abstand beste Entscheidung des gesamten Urlaubs. Achja, wir waren bei der Rückfahrt nach Klaksvik das einzige Auto – einfach nur genial. Nach einer knapp 1,5-stündigen Rückfahrt nach Torshavn endete einer unserer schönsten Tage recht spät – das Einschlafen fiel mir aufgrund der überwältigenden Eindrücke durchaus schwer.
Kurz: das Kallur Lighthouse und vor allem die dortige Landschaft sind zwar wandertechnisch nichts Besonderes, aber durch die Eindrücke, die man in dieser verlassenen Gegend sammelt, halten definitiv ein Leben lang. Ein „bucket-list-item“, welches wir NIE vergessen werden!
Infobox | |
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Start - Ziel: | Parkplatz in Trøllanes |
Höhenmeter: | 270 |
Distanz (km): | 4,7 |
Gehzeit (exkl. Pausen): | 1,5-2,5h |
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