2.057m, 2.114m | Totes Gebirge, Steiermark
Gipfelsieg am Liezener Hausberg
Schon letztes Jahr stand der Aufstieg zum Nazogl auf unserer „Bergbuddies-Tourenliste“. Als wir die Tour Mitte Oktober in Angriff nehmen wollten, machte uns der Schnee jedoch einen Strich durch die Rechnung, somit rutschte der Nazogl ins Kalenderjahr 2021. Der durchaus fordernde Aufstieg zum 2.057 Meter hohen Gipfel entschädigt mit einem unvergleichlichen Panorama und machte die Wanderung zu einem Highlight des bisherigen Bergjahres 2021.
Erneut klingelt der Wecker verdächtig früh, exakt um 05:05 werde ich von ihm aus dem Schlaf gerissen. Schnell noch die letzten Vorkehrungen getroffen, geht es um 05:45 nach Liezen, wo ich mich kurz vor sieben Uhr mit meinen Freunden treffe. Der Ausgangspunkt, der Parkplatz vor der Hintereggeralm, ist von Liezen, der Hauptstadt des flächenmäßig größten Bezirks der Steiermark, in 10-15 Minuten mit dem Auto erreichbar. Recht wenige Autos haben sich um diese Uhrzeit eingefunden, wir starten um 07:15 in Richtung Nazogl. Die ersten Gehminuten folgen wir der Straße, vorbei an einem ersten schönen „Blick ins Ennstal“ bis zur Kinkhütte. Dort biegen wir in westlicher Richtung ab und folgen dem Wanderweg 217. Zuerst geht es für unsere fünfköpfige Wandergruppe durch bewaldetes Gebiet doch dieses sollte sich Höhenmeter für Höhenmeter mehr und mehr verabschieden. Nach zirka 1,5 Kilometern steilt das Gelände auch spürbar an, die Höhenmeter wollen an diesem Tag hart verdient werden. Immer stets im Blickfeld ist der Grimming und die höchsten Erhebungen der Schladminger Tauern, wie die Hochwildstelle oder auch der Höchstein. Abwechslungsreich schlängelt sich der Weg in engen Serpentinen, unzählige Felsbänder kreuzend, nach oben. Trittsicherheit ist hier mit Sicherheit von Nöten, an vielen Stellen muss man auch seine Hände zur Hilfe nehmen.
Auf in etwa 1.850 Metern Seehöhe zeigt ein Wegweiser rechts zum Nazogl, links könnte man zum 1.955 Meter hohen Kosennspitz wandern. Wir entscheiden uns für einen Gipfelsturm zum Nazogl, da wir auch noch recht alleine unterwegs waren, aber weiter unten trotzdem schon einige Wandergruppen entdecken konnten. Nach der Kreuzung flacht das Gelände etwas ab, die letzten knapp 200 Höhenmeter entpuppen sich als traumhaftes Genusswandern in einer landschaftlich äußerst reizvollen Szenerie. Ich bin ein Fan von Kalkgestein und liebe das Zusammenspiel von weißem Kalk und dem Grün der Vegetation – eigentlich könnte ich im Minutentakt stehenbleiben, um diese Eindrücke festzuhalten, aber am Ende wartet ja noch der Gipfel auf uns. Begleitet von Ausblicken in die Rottenmanner Tauern, wo mit der Hochhaide ein weiteres unserer Gipfelziele steht, absolvieren wir die letzten Minuten und kommen nach gut zwei Stunden reiner Gehzeit am Gipfel des Liezener Hausbergs, dem Nazogl, an. Das lange Warten auf diese Tour hat sich definitiv bezahlt gemacht, wir genießen die Ruhe am Gipfel und die wunderschönen Ausblicke, die sich uns an diesem herrlichen Wandertag bieten. Im Westen fällt der spitze Hechlstein ins Auge, im Osten ragen die Haller Mauern und das Gesäuse in die Höhe.
Ich lasse meine Drohne für einige Minuten in die Luft, als aber mehr und mehr Wanderer am Gipfel eintreffen, entscheiden wir uns für unseren Weitermarsch – nur wohin? Sollen wir wieder zurück zur Kreuzung und weiter zum Kosennspitz, oder direkt über das Hochplateau auf den Angerkogel? Xenia, unser Liezener Platzhirsch ganz deutlich: „Da rüber“, und deutet mit dem Finger auf den etwas höher gelegenen Angerkogel – also rauf mit den Rucksäcken und weiter am Wanderweg 217. Die letzten Höhenmeter bis zum 2.114 Meter hohen Gipfel sind unmarkiert, verfehlen kann man diesen aber nicht. Den nördlich vom Nazogl gelegenen Aussichtspunkt ziert ein kleines aber feines Kreuz samt Gipfelbuch. Während unserer Pause gibt’s für uns Ausblicke zu den „Mölbingen“ (ja, auch diese stehen noch auf unserer Liste) uns zum beliebten Warscheneck, dem mit 2.388 Metern fünfthöchsten Berg des Toten Gebirges.
Nach unserer entspannten Rast wandern wir weiter in Richtung Norden, ehe wir zu einer Kreuzung auf der verfallenen Angeralm kommen. Der Weg 217 führt hier nordwärts, ehe er nach gut zwei Stunden Gehzeit auf den Wanderweg 219 trifft. Für uns geht es in östlicher Richtung weiter – nun folgen wir dem immer perfekt markierten Wanderweg 287. Beim Abstieg wird einem an vielen Stellen bewusst, welche Kräfte hier über die vielen Jahre gewirkt haben – das Wasser hat hier sehr deutlich seine Spuren hinterlassen. Der Rückweg zur Hintereggeralm ist unschwierig, dennoch sollte man stets konzentriert sein – die Mischung aus nacktem Fels, kurzen schattigen und auch feuchten Waldabschnitten machen diesen Bereich, gerade im zügigen Abstieg, schnell zu einer Rutschpartie. Auf der Angeralm ist der Rückweg mit zwei Stunden beziffert, wir erreichen die Kinkhütte nach zirka 1h 45 Minuten und stoßen dort auf eine gelungene und eindrucksvolle Tour an.
Wer sich die Strapazen des steilen Aufstiegs zum Gipfel nördlich von Liezen „antut“, wird diese Entscheidung keinesfalls bereuen. Ich will aber nochmals darauf hinweisen, dass man ein gewisses Maß an Trittsicherheit mitbringen sollte – zusätzlich würde ich bei nassen Verhältnissen von einem Aufstieg abraten. An sonnigen Tagen, wie wir ihn erwischten, steht einem eindrucksvollen Bergerlebnis nichts im Wege.
… (Kilometer- und Höhenmeterangabe ohne Gewähr – meine Uhr hatte anscheinend zwischendurch Empfangsprobleme)
Infobox | |
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Start - Ziel: | Parkplatz Hintereggeralm |
Höhenmeter: | 980 |
Distanz (km): | 12 |
Gehzeit (exkl. Pausen): | 4-6h |
GPX-File Download: | Link |
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