Von der Schmelz bis zum Zirbitzkogel (2.396m) und zurück | Seetaler Alpen, Steiermark
Gipfelsammeln „zuhause“!
Keinem Gebirgszug stattete ich bislang mehr Besuche ab. Logisch, liegen die Seetaler Alpen doch direkt vor meiner Haustüre. Vor allem als Kind war ich oft dort unterwegs, ich verbinde also auch unzählige und schöne Erinnerungen an die Gipfel südwestlich meiner Heimatstadt. Was ich schon immer machen wollte: einen Großteil der Seetaler Alpen an einem Tag abwandern. Und das hat nun endlich geklappt.
Es ist der letzte Tag des Monats Mai, Jacky und ich wollen eine ausgedehnte Tour machen. Die Wahl fällt auf eine Kammwanderung in den Lavanttaler Alpen, vom Salzstiegl zum Größing und wieder zurück. Also machen wir uns auf den Weg in Richtung Kleinfeistritz doch, äh – die Straße ist gesperrt. Aufgrund der Murtal Rallye sind einige Straßenabschnitte in der Umgebung zeitweise nicht befahrbar. Okay, dann also nicht auf den südlichen Grenzberg des Aichfelds. Schon seit vielen Jahren denke ich darüber nach, eine etwas längere Wanderung in den Seetalern zu machen: von der Schmelz bis auf den Fuchskogel, also eine Überschreitung des Gesamten Gebirgszuges. Okay, das klingt ambitioniert, weil es durch den Fauxpas mit der Straßensperre doch schon etwas später (zumindest für meine Verhältnisse) ist, aber wir fahren über Judenburg auf die Schmelz und parken dort am großzügigen Wanderparkplatz unser Auto. Um zirka 07:15 Uhr geht es für uns los in Richtung des ersten Checkpoint des Tages, der Hohen Ranach.
Bis zum 1.981 Meter hohen Gipfel folgen wir, bis kurz vor dem Ende, der Straße. Nicht allzu schnell, da wir heute ja noch viel vor haben, dennoch in angenehmen Tempo, spazieren wir in der wirklich traumhaften Kulisse nach oben. Nach einer Stunde treffen wir beim Gipfelkreuz ein und werfen einen Blick in das vor sich uns ausbreitende Aichfeld. Wir halten uns nicht lange auf, nur ein paar Fotos und dann verlassen wir die Ranach, die vor allem im Winter ein vielbesuchter Gipfel ist, schon wieder. Wir folgen dem Weg in westlicher Richtung und wandern auf Gipfel #2 des Tages zu: den 2.124 Meter hohen Erslstand. Ich war schon mal hier, denn von der Schmelz bin ich vor Jahren mit Carina und Xenia schon einmal zum Kreiskogel gewandert. Somit ist es mein zweiter Besuch am kreuzlosen, aber sehr aussichtsreichen Gipfel. Jacky umgeht den Grashügel nordseitig, ich spaziere oben drüber. Nach wenigen Minuten treffen sich die Wege wieder und wir bringen die letzten Meter bis zur Wenzelalpe hinter uns.
Knapp zwei Stunden sind wir unterwegs, als uns dort ein traumhaftes Bergpanorama empfängt. Im Süden ist das Wetter sehr klar, somit präsentieren sich die Julischen Alpen in all ihrer Pracht. Auch MEIN Hochgolling ist zu sehen. Wir legen eine kurze Trinkpause beim aus Steinen errichteten Windverschlag ein und werfen dabei einen Blick auf unseren weiteren Weg, denn das nächste Etappenziel, der 2.173 Meter hohe Oberberger Kogel ist schon recht nah. Auch diesen besteige ich wieder alleine, Jacky wählt erneut die Umgehungsroute, ich nehme die in etwa 50 Höhenmeter mit und stehe um fast exakt 09:30 am Aussichtspunkt hoch ober dem Truppenübungsplatz des Militärs. Bemerkenswert: am Weg von der Ranach bis zur Wenzelalpe kommen uns einige kleinere und auch größere Patronenhülsen unter.
Wieder runter vom weglosen Oberberger Kogel, nun richtet sich der Fokus auf den Anstieg auf den Kreiskogel, doch davor wandern wir in südlicher Richtung dem Rücken zwischen Oberberger Kogel und Kreiskogel entlang. Es zieht sich etwas, ich hatte es nicht mehr als „so lang“ in Erinnerung, doch schlussendlich beginnt der Schlussanstieg auf den Kreiskogel, den wir schon oft besucht haben. Doch Jacky noch nie von der Nordseite. Wer will, kann den Gipfelaufbau auch westseitig umgehen, für uns aber keine Option. Die letzten Meter geht es etwas felsiger und steiler hinauf. Augen auf, denn der Weg ist zwar zu erkennen, aus den Augen sollte man ihn aber nicht verlieren. Vor allem bei schlechter Sicht könnte man sich hier schnell verirren und im Blockwerk landen. Doch heute ist hervorragendes Bergwetter und die letzten Höhenmeter sind bei weitem nicht so schlimm wie befürchtet. Es ist nun kurz nach halb 11 und wir entscheiden uns, hier nun unsere Jausenpause einzulegen. Nach einem Gipfelfoto suchen wir uns also ein schönes Platzerl abseits des Kreuzes und genießen hoch ober der Ochsenlacke unsere wohlverdiente Pause. Das Wetter spielt mit, es ist nicht übertrieben warm und ab und an schiebt sich eine Wolke vor die Sonne, was es noch erträglicher macht. Ich überlasse es Jacky, ob wir nun zur Winterleitenhütte absteigen, oder ob wir unsere Tour noch verlängern. Sie fragt: „Wie lang ists nun noch bis zum Zirbitz?“ Nach meiner Antwort ist die Entscheidung schnell gefallen „Passt, dann gemma jetzt mal zum Zirbi“.
Der Weg zwischen Kreiskogel und Zirbitz ist uns beiden schon bekannt. Jacky ist ihn vor Jahren einmal bei Schlechtwetter gegangen, ich ihn schon mehrmals, in beide Richtungen. Eine landschaftlich wirklich sehr schöne Wanderung, die durch unschwieriges Gelände führt. Lediglich im Abstieg vom Kreiskogel muss man etwas aufpassen. Hier ist es steil, felsig und teils kieselig. Doch das bringen wir konzentriert schnell hinter uns, schlussendlich sind das ja auch nur 40-50 Höhenmeter, die aber immerhin mit T4 in den Karten vermerkt sind. In der SAC-Wanderskala steht T4 für Alpinwandern. Nun vorbei am Podmenik-Gedenkkreuz und mäßig steigend in Richtung des Scharfen Ecks, dem zweithöchsten Punkt unserer Tour. Hier kommt auch der Diebsweg aus dem Ochsenboden herauf – das ist einer der wenigen Wege, die ich in den Seetalern noch nie gegangen bin. Wird sich aber irgendwann hoffentlich ändern. Auch dieser ist mit T4 gekennzeichnet. Die Spitze des Scharfen Ecks ziert kein Kreuz, sondern eine moderne Wetterstation. Hier wieder das gleiche „Spiel“: Jacky umgeht den Gipfel etwas unterhalb, ich muss natürlich oben drüber. Danach steigen wir gemeinsam ein paar Höhenmeter ab und treffen wenig später an den Schreibersteig, einen Teil des Aufstiegsweges, wenn man von der Winterleitenhütte kommt. Das ist übrigens meine Lieblingsroute auf den Zirbitz.
Nun sind es nur mehr wenige Gehminuten bis zum Gipfel, die ziehen sich aber eine gefühlte Ewigkeit. Keine 100 Höhenmeter sind es, aber die müssen wir uns hart verdienen. Waren wir von der Ranach bis zum Kreiskogel komplett alleine, ist das hier definitiv nicht mehr der Fall. Dennoch hält es sich für einen schönen Samstag durchaus in Grenzen. Um kurz nach halb 1 noch schnell ein Gipfelfoto fürs Tourenbuch gemacht und dann ab zu Werner, der Elektrolyt-Haushalt will ja aufgefüllt werden. Nach einer kurzen Rast beratschlagen wir, wie wir nun weiter wollen. Optionen gäbe es ja genug: weiter zum Fuchskogel und über den Wildsee zur Waldheimhütte, über den Schreibersteig zurück, runter zum Lavantsee, über den Seehang und Lindersee zur Sabathy oder doch etwas anderes? Die Wahl fällt auf „doch etwas anderes“. Der einzige „Gipfel“, der mir in den Seetaler Alpen noch fehlt, ist der 2.185 Meter hohe Geierkogel. Er liegt etwas abseits des Abstiegswegs in Richtung Waldheimhütte, über dem Lavantsee.
Also geht’s für uns die Serpentinen absteigend und dem Wanderweg 320 folgend wieder talwärts. Den Geierkogel erreichen wir weglos und biegen danach in nordöstlicher Richtung ab, um wenig später wieder auf dem markierten Pfad zu treffen. Diesen folgen wir bis kurz vor der Rothaidenhütte. bei einer Wegkreuzung folgen wir dem Forstweg. Achtung: die erste, nicht die zweite, Kreuzung nehmen. Sonst stehen nach der Rothaidenhütte noch ein paar Höhenmeter auf dem Programm. Wir wollen nämlich zur Sabathyhütte, somit wählen wir den Weg oberhalb der Rothaiden und spazieren nun schon etwas gezeichnet von der etwas längeren Tour entlang. Nach gut 20 Mintuen folgen wir der Markierung und verlassen die Straße. Über einen Steig geht es einige Höhenmeter bergab, dann überqueren wir den Leirerbach und erreichen die Linderhütte, von welcher es nur mehr wenige Minuten zur Sabathy sind. Beim Alpengasthof auf 1.620 Metern angekommen, haben wir nun noch die Verbindungsstraße zur Schmelz vor uns. Immerhin fahren hier keine Autos, über die Schotterstraße erreichen wir die Schmelz dann doch recht zügig. Nun noch ein paar Höhenmeter bis zum Parkplatz und es ist geschafft.
Weit über 20 Kilometer, acht Gipfel, drei Gipfelkreuze und weit über 1.200 Höhenmeter – damit hätte ich heute definitiv nicht gerechnet, aber ich bin sehr dankbar für diesen grandiosen Tag, den ich mit dem wichtigsten Menschen in meinen Leben, vor unserer Haustür, verbringen durfte. Natürlich: der Fuchskogel hätte mich schon noch gereizt, aber vielleicht gibt es in Zukunft mal eine Wanderung von der Hohen Ranach bis aufs Klippitztörl, dann liegt er sowieso am Weg. Jacky ist schon mal vom Klippitztörl auf den Zirbitz gewandert – mir fehlt das noch. Somit wohl wieder ein Ziel für die Zukunft. Erschöpft fahren wir wieder nach Hause – in Judenburg ist nun die Stadtsonderprüfung der Murtal Rallye, aber über die Autobahn sind wieder rasch wieder daheim. Rückblickend eine wirklich traumhafte, wenn auch lange Wanderung in unschwierigem Terrain (bis auf einen kurzen Abschnitt nach dem Kreiskogel). Die Seetaler Alpen sind einfach ein wirklich reizvolles Gebirge mit jeder Menge schöner Ziele, die man, wie man sieht, auch an einem Tag abwandern kann. Also: Zeit nehmen und genießen.
Infobox | |
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Start - Ziel: | Wanderparkplatz Schmelz |
Höhenmeter: | 1270 |
Distanz (km): | 23,5 |
Gehzeit (exkl. Pausen): | 6-8h |
GPX-File Download: | Link |
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